Mit dieser traurigen kleinen Geschichte führte Eugen Drewermann, berühmter Theologe, Psychoanalytiker und Redner, die Schüler des BKE am 27.02.2019 an sein Thema heran: Wie können wir Zustände herstellen, in denen jeder die Möglichkeit zu einem friedlichen und freiheitlichen Leben hat?
Zunächst gilt es zu verstehen, dass wir nicht dazu da sind, dem Industriestandort Deutschland zu üppiger Blüte zu verhelfen. Im Gegenteil ist es notwendig, dass wir unseren Wert als einzigartiges Individuum begreifen, das der Welt etwas Unersetzliches zu geben hat. Was ist dazu nötig?
Eugen Drewermann betonte, dass zu diesem Zweck unbedingte Akzeptanz der Mitmenschen notwendig sei. In diesem Zusammenhang äußerte er sich kritisch gegenüber unserem Bildungssystem, in dem zu großer Wert darauf gelegt werde, die Welt zu erklären, wobei es doch darauf ankäme, die Welt und die Mitmenschen zu verstehen, was bedeute, sich an ihre Stelle zu versetzen und einander beizustehen. Es gelte, eine Einheit von Verstand und Gefühl zu erreichen, dann würden z. B. die Massentierhaltung und der Atombombenabwurf in Hiroshima unmöglich. Beurteilungskriterien wie „gut“ und „schlecht“ oder „richtig“ und „falsch“ seien aber zu verwerfen, denn sie trügen nicht zum Verstehen bei. Alle Gesetze könnten nur sagen, was zu tun sei, aber sie gäben nicht die Kraft dazu.
Man soll also nicht richten! Großes Vorbild für diese Haltung ist für Eugen Drewermann Jesus von Nazareth, der es verstanden habe, die Menschen anzunehmen, ohne sie zu verurteilen. Menschen, die etwas falsch machten, litten selbst, und es sei notwendig, ihnen gegenüberzutreten, ohne selbst gewaltsam auf Gewalt zu reagieren. Menschen seien nicht böse, aber oft ängstlich und hilflos. Ausgedrückt werde dieser Gedanke in der Bergpredigt.
Das war inspirierend. Die Schüler des BKE lauschten interessiert dem gelehrten Vortrag und hatten am Schluss noch die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen, wovon sie auch regen Gebrauch machten. Die Fragen betrafen besonders Herrn Drewermanns persönlichen Werdegang, das Ethos der Gewaltlosigkeit und die Kritik am Bildungssystem. Die Antworten gaben dann neue Denkanstöße.
Alles in allem: Wir danken Herrn Drewermann für seinen spannenden Vortrag!